Ankündigungen zu den Untergrundtexten in Potsdam-ABC, Brandenburg-ABC, Kulturportal MAZ.

(49) Juli 2011
Das Wartezimmer ist gut gefüllt. Nervös rutscht der Zeitgeist auf seinem Stuhl hin und her. Mit halbem Auge schielt er auf seine Uhr, doch die ist wieder mal abgelaufen. "Der nächste Bitte !", ruft es hinter der sich öffnenden Tür, aus der ein paar verlorene Stunden herauseilen. Ein hagerer Prämolar erhebt sich und geht kauend hinein. "Guten Tag, Herr Doktor, ich bin der Zahn der Zeit und habe Karies." sagt er, während er vor den Schreibtisch Platz nimmt. - "Das kommt vom Nagen, Herr Zahn." erwidert der Doktor ohne aufzublicken "Ich gebe Ihnen etwas Zeit. Zeit heilt alle Wunden. Das wissen Sie doch ?" - "Sie sind der Doktor. Sie müssen es wissen." - "Herr Zahn, wenn ich Pastor wäre, würde ich das Zeitliche segnen. Gute Besserung !" - Lange grübelte Herr Zahn noch darüber, ob Kalauer mehr Schmerzen bereiteten oder Personifizierungen abstrakter Begriffe. Wenn Ihr auch grübelt, kommt einfach Freitag in den Untergrund ! Diesmal im KUZE-Theatersaal, alles andere wie immer: 12 Texte, Quiz, Open Mike.

(48) Juni 2011
Liebe frustrierte Paare ! Vielleicht ist Euch schon etwas ähnliches passiert wie in der folgenden Begebenheit: Der Elektromonteur Boris Wolzow aus Golzow sieht mit seiner Frau Doris fern und hört dabei folgende Meldung: "Tausende Menschen pilgern in die Wuhlheide zum Puhdys-Konzert. Bis zur Stunde reisst der Strom nicht ab." - "So ein Quatsch!" grummelt Boris "Wegen so ein paar Leuten reisst doch der Strom nicht ab." - "Das Konzert hat ja auch noch gar nicht begonnen." ergänzt Doris "Warum sollte er da schon abreisen ?" - Wie Boris und Doris werden jährlich tausende Paare Opfer des semantischen Disjunktivismus, einer rezidivierenden Form des agnostischen Kontextualsyndroms. Sind auch Sie betroffen ? In knapp drei Stunden stellen wir Ihre freigeistig verbale Grundordnung wieder her. Mitzubringen sind mindestens ein Verstand, zwei Ohren, drei Euro, vier Freunde und fünf Finger zum Bier bestellen. Institut für Tiefenpoesie - das Therapiezentrum mit Quiz und Open Mike.

(47) Mai 2011
Robert hockte vor dem großen surrenden Ventilator einer Kühlanlage des Supermarktes. Sollte er es tun ? Ein Sprung, drei Flügelschläge und nichts würde bleiben von ihm als eine Wolke aus Federn und Knöchelchen. Robert war ein Gartenrotschwanz. Sein Leben schien ihm ohne Sinn, denn Rotraut, seine Gattin war mit einem anderen durchgebrannt. Ein leichter Luftsog schien Robert den Entschluss erleichtern zu wollen. "Schrrufffs", würde es machen und ein kopfloser Schnabel fiele zu Boden, mit einem stummen Schrei auf den Lippen. Es war ja alles dahin: Nest, Nistkasten, vier hübsche Eier, ein Revier in guter Stadtrandlage - und auch die Liebe. Dort hinten saßen sie auf einer Linde, Rotraut und der Neue. Wut empfand Robert nicht mehr, nur noch Bitterkeit. Doch just wehte ein wundersam leichter Gedanke in sein Gemüt. Weiße Kappe ? Schwarze Brust ? Rotes Schwänzchen ? Der Neue sah exakt so aus, wie Robert. Auch der Gesang schien dem seinen identisch. Natürlich ! Es war nur eine Verwechslung ! Rotraut liebte ihn also noch. Und der neue musste jetzt die Jungen füttern. Glück durchströmte Roberts Herz. Viel Zeit hatte er jetzt, genug, um in den NIL-Klub zu gehen und dem Gesang komischer großer Vögel zu lauschen.

(46) April 2011
Frühling brach herein. Schwärme von Reportern halten verstörten Passanten Mikros unter die Nase und fragen sie nach dem Erwachen ihrer Triebe. Dichter säuseln von schießenden Säften und treiben Blüten dabei. Das ersprießende Leben verausgabt sich derweil in Knospen und Paarungen. Sonnigen Blickes begrinst die Welt zwanghaft das keimende Grün. Doch was ist die ganze Lenzerei aus Sicht der Natur ? Erwacht ist sie. "Es ist Früh-linglingling" schrillt sie der Wecker an und vorbei ist das Räkeln unter der Schneedecke. Kaffe kochen, Zähne putzen und ehe das letzte Gähnen verhallt, beginnt die Maloche. Blätter aus Ästen zerren, Hormone in Hirne pumpen, Weiden mit Kätzchen verkuppeln, Musen auf Dichter hetzen, Früchte in Bäume und Leiber hängen. Ächzend rotiert Mutter Natur für faulen Fruchtzauber bis die letzte Kartoffel gelegt und das letzte Ei gerührt ist. Doch unsere Antwort lautet:' Wofür ?' Im Untergrund sieht man nämlich alles auch von der anderen Seite: und zwar von unten. Wer wissen will, ob da wirklich nur Radieschen zu bewundern sind, der komme runter, bringe drei Euro, zwei Ohren und einen Durst mit. Texte, Quiz und Open Mike stellen wir.

(45) März 2011
Liebe Pilzfreunde ! Champignon isst jeder gern. Doch welche Pilze sind noch genießbar ? Am schlechten Geschmack erkennt man Barone, Täuschling, Braunkappe und Schleimfuß. Doch Pilze bergen auch Gefahren. Sie können Schadstoffe anreichern, giftige aber auch radioaktive. Und leicht hat man statt des Leckeren Schmecklings den Strahlenden Kernling im Körbchen. Wenn unsere behuteten Freunde gar Uran anreichern, bereichert dies nicht unseren Speiseplan und wenn nach einem warmen Regen "die Pilze schießen" wäre dies Grund zur Sorge. Also aufgepasst ! Nicht nur um Grause Klucke, Kartoffelbombist, Panzerpilz und Stinkmeuchel einen Bogen machen, auch den Kernigen Spalter, den Eiligen Brütling und andere Atompilze lassen wir im Wald. Sehr zu empfehlen dagegen sind Lustiger Becherling, Sternburgpilz und Mallihasch. Davon mehr am Freitag beim Blättern in Pilsbüchern. Sporen verdient Euch am Open Mike, beim Quiz und am Tresen.

(44) Februar 2011
Was macht eigentlich Osama Bin Laden (53) ? Untergrund-News fragt nach. - Herr Laden, Ihre Medienpräsenz hat nachgelassen. Die Fans machen sich schon Sorgen. - Ach wissen Sie, es gibt kaum noch seriöse Anschläge, zu denen man sich guten Gewissens bekennen kann. Und wir werden ja alle älter, die beste Zeit also, um Kinderträume zu erfüllen. - Was schwebt Ihnen vor, eine Papstaudienz, ein eigener Laden ? - Nein, nein, als Kind wollte ich immer gern Unternehmensberater werden, aber auch die Waldorfpädagogik hatte mich fasziniert. - Also kein Rückzug ins Private ? - Im Gegenteil. Ich trainiere gerade für den Friedensnobelpreis 2012. Ich will versuchen, mit verbundenen Augen in einer Telfonzelle, innerhalb von 2 Stunden mit 12 Staaten Frieden zu schließen. - Da drücken wir Ihnen die Daumen. Was sind Ihre Hobbys. Ölmalerei ? - Da kommen Sie nicht drauf. Ich höre leidenschaftlich alberne Untergrundpoesie. Am Freitag gibts im NIL-Klub die Untergrundtexte mit Quiz und Open Mike. Und das nur füe 3 Euro. - Sieht man Sie dort ? - Natürlich, aber incognito.

(43) Januar 2011
Vorüber das Schlachtgetümmel, doch unzählige Opfer säumen die Straßen. Die Stümpfe ihrer Stämme durchragen den Gehweg. Als tannengrüne Recken zogen sie mit Glocken und Lametta in die glorreiche Weihnachtszeit. Lichterglänzend wiesen ihre Arme uns die verzweigten Wege ins Glück. Ihre Gerippe, geworfen nun zwischen Kippen und Kot harren der Stadtreinigung unbarmherzigen Hand. Mit den sterblichen Resten von Gans, Hahn und Karpfen gehen sie ein in den Kreislauf der Hedonie, denn als Flamme im Herzen leben fort die einen, als Depot im Bauchfett die anderen. Ihr Tod war uns Freude, und so gedenken wir ein letztes mal Baum und Braten. Doch unsere Texte, Quizfragen, das Open Mike und Eure 3 Euro widmen wir den Opfern kommender Kämpfe und rufen: Tod den Strafzetteln ! Es lebe Konfetti !

(42) Dezember 2010
Jetzt Kälte kaufen ! Die arktischen Konjunkturdaten versprechen bis Jahresende zweistellige Zuwächse. Während Frankfurt mit schwachen 3 Grad abschloss, beendete Moskau den Geschäftstag bei satten 25 Kältegraden. Frosttitel notieren auch in der Loipe mit beachtlichem Kursgewinn und nach reichlich Gänsehaut legte sogar der Dachs leicht zu. Auch wenn Schnee seit Wochen fällt, können Anleger von saisonalen Effekten profitieren. Für unsichere Eisanlagen werden Streuaktien empfohlen, um das Emittentenrisiko gleitend anzupassen, solange die Konjunktur nicht überhitzt. Wem jedoch der Parketthandel zu hoch ist der komme Freitag in den NIL-Keller. Unsere Analysten empfehlen gegen Kälte schlicht Wärme und lesen von sicheren Papieren eigene Notierungen gegen den Trend. Gewinne erzielt Ihr beim Quiz und das Open Mike erwartet Eure Einlagen. Investvolumen: 3 Euro gleich bleibend.

(41) November 2010
Resigniert blickte Otto Hühn in den Kaffeesatz am Boden seiner Tasse, als ob darin die Lösung seines Problems verborgen sei. Hühn musste Erfolge präsentieren, wollte er den Lehrstuhl für politische Mathematik verteidigen. Doch diese waren rar. Kläglich scheiterte sein Versuch, ein bundesweites Mückenverbot mit Hilfe einer Summenformel zu begründen, da Mückensummen unerwartete Interferenzen mit der Vermögenssteuer erzeugten. Alle Hoffnungen ruhten jetzt auf einem Algorithmus an dem Otto Hühn seit drei Monaten rechnete, der Gleichung für den spontanen Atomausstieg. Es schien ihm, nur eine einzige Konstante würde noch fehlen, doch welche ? War es etwa CQ, der Castor Quotient, den man nur mit mehreren Divisionen interpolieren konnte ? Oder R7S, die Regenwahrscheinlichkeit am Siebenschläfer, die zum Randomisieren der Arbeitsmarktstatistik diente ? Das Telefon klingelte. Es war der Geheimbund politischer Mathematiker Logarithmus Dei. Die Mitteilung war knapp: Freitag - 21:00 - Untergrund. Nun wusste Otto was zu tun ist.

(40) Oktober 2010
"Guten Tag, Frau Potsdam, Jäckel mein Name, Doktor Jäckel. Ich bin Berater. Möchten sie einen Rat ?" skeptisch lehnt sich die Angesprochene zur Seite "Lassen sie hören.!" murmelt sie und mümmelt an ihrer Selbstgedrehten. "Bauen sie alle Schlösser wieder auf und alle Kirchen !" - "Hm. Das passt zusammen, Herr Jäckel. Und sonst ?" - "Peppen sie ihr Image auf ! Nennen sie sich Bad Potsdam ! Baden kann man doch hier, oder ?" Frau Potsdam nickt abwägend. "Und nennen sie sich Goethe-Stadt. Goethe war doch bestimmt mal hier." - "Goethe ? Friedrich, der war hier." - "Na bitte, Frau Potsdam. Friedrichstadt. Das ist Identitätsstiftend." Er überreicht ihr einen Kugelschreiber mit der Aufschrift 'Identität'. "Und als Zugabe bekommen Sie noch ein Kilo Bauchspeck. Daraus können sie einen Speckgürtel fertigen lassen. Das tragen jetzt alle." Und wie immer war Doktor Jäckel erfolgreich. Doch was niemand wusste, er hasste seinem Job, so sehr, dass er am dritten Freitag jeden Monats sein Krawättle löste und als Herr Heit in den Untergrund ging. Dort ließ er sich mit lustigen Geschichten zutexten, blamierte sich beim Quiz und am Open Mike und zechte Billigbier bis zum Morgengrauen.

(39) September 2010
Eines Tages trug es sich zu, dass Inge Insel bei einem ihrer Rundflüge über der Unteren Havel Wasserstraße just als sie einen Funkspruch an den Tower mit Roger beendete von einer Bö erfasst wurde und die Kontrolle über die Gesetze der Aerodynamik verlor. Man muss wissen, dass Inge Insel wahrlich kein leichtes Mädchen zu nennen ist. Wie viele Tonnen ihr üppiger Leib beherbergte, wagten nicht einmal abgebrühte Ernährungsberater zu schätzen. Kein Wunder also, dass ihr Einschlag ins märkische Gewässer mühelos den meterdicken Faulschlamm durchdrang und inmitten tertiärer Sedimente zum stehen kam. Bis zum erfolgreichen Abschluss der Bergungsarbeiten fand Inge genügend Zeit, ihren Niedergang mit zornigen Schmähreden gegen Wind und Wasser zu verarbeiten. Doch im kollektiven Bewußtsein der Einheimischen ist keineswegs Gras über die Sache gewachsen. Das Wort Insel gilt ihnen heute noch als Synonym für im Fluss steckende Erdteile und bei böigem Wind, so sagt man, hören sensible Ohren ein leises Fluchen. Solche und andere sagenhafte Geschichten munkelt man bei uns im Untergrund, befragt Euch beim Quiz, und öffnet das Open Mike - für sagenhafte drei Euro.

(38) August 2010
Ein wahrer Goldregen war es, als in den Nächten um den 12. August die Meteore des Perseidenstroms mit leuchtendem Silberschweif den Himmel durchschnitten. Wünsche und Hoffnungen von Millionen Menschen waren ihnen angeheftet, die im zufälligen Glück des Ansichtigwerdens einen Hauch Aberglauben in abgeklärtesten Gemütern weckte. Doch naive Freude kann nicht vergessen machen, dass für ein bisschen Seeelentrug tausende Sterne vom Firmament herabfallen müssen und im Lichte des Todes auf ewig verglühen. Niemand will es wahrhaben. Die Medien schweigen. Die Politik wiegelt ab. Doch was wird sein, wenn das Himmels W nur noch als N zu lesen ist und Orion der Gürtel rutscht ? Wie wird man den großen Wagen vom kleinen unterscheiden, wenn der Stern vorne dran fehlt ? Deshalb wollen wir am Freitag mit Euch trauern. Doch wir werden scheitern, weil Eure drei mitgebrachten Sterntaler, Licht in unsere Seelen strahlen. Ihr werdet scheitern, weil wir da sind.

(37) Juli 2010
Eines Tages pochte der listige Fuchs an der verschlagenen Elster Pforte. "Wohl an, Herr Fuchs ! Bringt Ihr gute Nachricht oder gutes Wetter ?" - "Elsterlein," ,dachte der Fuchs, " misstraust mir, bevor du mir den Flügel gibts." und sprach "Ein Angebot habe ich für Euch, dass Ihr nicht ausschlagen könnt. Bei diesen Temperaturen ist mein wärmendes Fell ohne Nutzen für mich. Ich würde es Ihnen leihen, bis es wieder kälter wird. Die Mietgebühr ist unschlagbar günstig." - "Verlockend" heuchelte die Elster, "doch wäre nicht ein Kauf solider, schon wegen der Abschreibungen ? Wenn der Winter hereinbricht, kauft Ihr es einfach wieder zurück." - "Wenn Die Fellpreise gestiegen sind. Von wegen." sann der Fuchs aber sagte: "Dann jedoch fällt Mehrwertsteuer an, daher schlage ich Ihnen stattdessen Optiosscheine vor auf mein Fell, natürlich mit Ausfallversicherung." Und weil es noch Stunden so fort ging, wurde wieder einmal klar, dass Fuchs und Elster nicht recht zu Fabeltieren taugten, weshalb die fabelhaften Untergrundvorleser niemals Geschichten von Füchsen und Elstern erzählen. Wovon sie jedoch berichten, erfährst Du nur gegen drei Goldstücke in den Verliesen des NIL und bekommst als Bonus ein Quiz dazu.

(36) Juni 2010
Es klingelt. Die sich öffnende Tür gibt den Blick frei auf eine unwirsch scheinende Person. "Stehen sie sofort auf !" ruft sie, "denn ich werde ihren Geschirrspülautomaten reparieren. Doch seien sie gewiss: es ist nicht der einzige Grund aufzustehen." - Richtig ! Fast wäre es vergessen. Am 17.Juni feierte man lange Zeit den Aufstand, vor 20 Jahren zum letzten mal. Na, wenn das kein triftiger Anlass ist ? Also schnell die Aufstandskluft entstaubt und auf zum stand up ! Am 18. Juni treffen wir uns dann zur Auswertung im NIL. Wir haben Tube von den Surfpoeten eingeladen, denn der war sogar schon mal beim internationalen Kampftag der Arbeitslosen dabei. Der ist am 2. Mai. und wird bestimmt bald neuer Nationalfeiertag. Bis dahin lesen wir inständig Texte vom Anstand der Aufständigen, testen Euer Wissen über Auferstehung beim Untergrundquiz und hoffen, auch von Euch steht jemand auf und tritt ans offene Mikrofon.

(35) Mai 2010
Der Reiher sitzt auf seinen Eiern, der Dichter über seinem Werk, denn zwischen Feiertagen lässt es sich gut brüten. Wer Vogel wird, dem wachsen Flügel durch Dottermast ganz von allein, wiewohl trotz aller Müh' Herrn Dichters Feder einsam bleibt. Einst Pegasus entrissen schreibt ihre Tinte womöglich über Aufstieg und auch Niederkunft des Herrn J. C.. Weil flügellos schlecht himmelfahren ist, wird's wohl bis Pfingsten dauern, dass die Erweckung den Herrn Dichter rührt und er den Geist vergießt über die Welt. So nutzen wir die dichterfreie Woche, um über des Poeten Leid zu schmunzeln und richten unser'n Blick nun auf des Untergrundes Muse, den sanftsummenden Saufsaurier, Wappentier freudvoller Zusammenrottung und Schutzpatron der Durstigen. Ihm zu ehren lesen wir Euch gar fröhlich Texte vor und luden eigens Heiko "The Reptile" aus Berlins Haupstadt Wedding zu uns in den Keller. Wie immer mit Quiz und Open Mike für 3 EU.

(34) April 2010
Das Theaterschiff ist leck, der Opernbus hat Verspätung und das Kabarettrad einen Platten. Allein die Untergrundbahn rollt noch unbeirrt an den Abgründen vorbei. Schwarzfahrer füllen den UCE. Die Stimmung ist gut, denn hier unten gibt es weder Aufstiegschancen noch bunte Schriftzüge. Nur rabenschwarze Lettern formen sich zu Texten, vorgetragen vom Zugpersonal, während vor den Fenstern, wenn es welche gäbe, die Schatten monotoner Dunkelheit vorbeihuschen würden. Abgeschirmt von allem Schrillen und Aufgeblasenen der höheren Welt verliert die Poesie den Drang zur Besinnlichkeit und natürlich ist Tiefgang hier unten keine Kunst. So bleiben nur Spaß und ein arbeitsloser Kritiker, über den Thomas Franz vielleicht ein Lied singen wird. Eine Fahrt kostet drei Euro hin und zurück, Ermäßigungstarif für Leser am offenen Untergrundmikro. Alkoholische Getränke gibt's ohne Marke, dazu ein preisreiches Gratis-Quiz, und das alles ohne Umsteigen.

(33) März 2010
Es gibt zu viele Themen auf der Welt, zum Beispiel dieses: Der German PAFCAM (Poetry Award of Fabulos Creatures and Monsters) zog sich endlos in die Länge. Da auf höhere Weisung alphabetische Reihenfolge festgelegt war, saßen Zentaur, Zombie und Zyklop ziemlich entnervt im Backstage. Nach zwei Wochen war man gerade mal bei Godzilla angelangt, der nun bestialisch die Zuhörer zuröhrte. "Warum immer nur alphabetisch und nicht andersrum ?" maulte Zombie. "Meinst du etwa omegapsiisch ?" Zentaur musste mal wieder mal den alten Griechen raushängen lassen. Besonders ärgerlich war jedoch, dass ein Newcomer namens Westerwave, sich unter dem Pseudonym "Alg 2" vorgedrängelt hatte und mit plattem Assihorror die simplen Gemüter der Untoten dermaßen ergeiferte, dass für Grauen klassischen Stils kaum mehr eine Chance verblieb. "Dieser Vorgarten-Lindwurm ! " schimpfte Zyklop. "Lasst uns lieber zu den Untergrundtexten gehen. Dort sind alle Ungeheuer gern gesehen. Ich lese am Open Mike, Zentaur gewinnt das Quiz und Zombie zahlt."

(32) Februar 2010
Endlich ! Benno Bohnsack zitterte vor Erregung. Nun wird die Welt die Wahrheit erfahren. Unter Lebensgefahr hatte er sich durch die Reihen der Polizisten geschlichen beim Klimagipfel in Kopenhagen. Drei Tage musste er in U-Haft verbringen wegen Vermummungsgefahr. Man hatte in seiner Pudelmütze ein Loch gefunden und nur weil es Benno gelang, nachzuweisen, dass er zwei Augen hatte, ließ man ihn laufen. Das Video mit den brisanten Aufnahmen trug Benni, sein Hund unter dem Halstuch. Jetzt standen Benno und Benni zwischen tausenden Potsdamern auf dem Luisenplatz. Eine Videovorführung sollte es geben über den Aufbau des Schlosses. Doch Benno hatte das Band unbemerkt gegen seines ausgetauscht. Da ! Jetzt marschierten sie über die riesige Leinwand, im Stechschritt, die Soldaten der dänischen königlichen Leibgarde. "Seht Ihr es ?! " schrie Benno über den Platz "Diese Heuchler ! Seht hin ! Sie tragen riesige Pelzmützen. Die glauben gar nicht an die Erderwärmung. " Einige Umstehende schauten nachdenklich, andere betroffen. Resigniert ging Benno in den Untergrund. Dort nämlich sind Leute mit Phantasie noch willkommen. Ihr natürlich auch.

(31) Januar 2010
Schnee von Gestern wohin man blickt. Doch damit nicht genug, auch Schnee von vorgestern schlummert verborgen darunter und Schnee der letzten Wochen stapelt sich bis zum Grund. Linda Sommer versucht ihre Haustür zu öffnen. Hwrrsch. Auf ganze fünf Zentimeter schafft es der Spalt. "Oh, Du fluffig, kristalliner Götterpuder." sang der Dichter, aber "Ich muss hier raus !", dachte Linda. Da fährt eine strahlend weiße Gestalt vom Himmel in wehendem Umhang und smartem Body, vorn auf der Brust ein großes, blaues "S". "Schnee-Man !" ruft Linda "Du bist meine Rettung." Nach wenigen Schaufelhüben ist der Weg frei. Doch abermals rauscht ein Wesen herab. Es hat eine Zipfelmütze auf, ein Mäntelchen um und einen Sack in der Hand. "Das ist Sand-Man." sagt Schnee-Man. "Der streut Dir den Weg." Und so kam es, dass Linda doch noch rechtzeitig zu den Untergrundtexten kam, um lustigen Geschichten zu lauschen und beim Quiz zu gewinnen. Natürlich hatte sie all ihre Freunde und Verwandte mitgebracht, dazu drei Euro, und einen eigenen Text zum vorlesen am Open Mike.

(30) Dezember 2009
Vorfreude, schönste Freude. Axel Zobel war übervoll davon. Siebzehn Türen hatte er bereits geöffnet. Nun sollte die achtzente ihr Geheimnis preisgeben. Welche Überraschung hielt sie bereit ? Erwartungsvoll aber auch ein wenig ängstlich schritt Axel Zobel den langen Gang hinab in Haus B der unteren Oberamtsbehörde. Dreizehn, vierzehn, fünfzehn ... Was wird ihn heute erwarten ? Eine fehlende Genehmigung für Antrag C in Anlage WN ? Mitwirkungspflicht zur Nachweiserhebung gemäß WGB24 §12 ? Oder einfach nur eine Wartenummer ? Achtzehn ! Axel zögerte kurz. Die Klinke knarrte. "Advent, advent !" sagte der Beamte hinter dem Schreibtisch "ich bin der Untergrundbeauftragte." Er legte einen dicken Stapel Formulare auf den Tisch. "Diese Anträge dürfen sie auf keinen Fall ausfüllen. Drücken sie bitte nur hier auf OK !" Er reichte ein Pad mit Kabel herüber. "Damit erklären Sie sich einverstanden, dass auf Beerdigungen Lebkuchen gereicht werden darf. Eine reine Vorsichtsmaßnahme." Axel drückte und bekam ein kleines Papier. Darauf stand: texte-im-untergrund / Lustiges und Schräges gelesen, gesungen und gefilmt. / Open Mike / Quiz / Bier / 3 Euro / bis Freitag.

(29) November 2009
"Wir brauchen mehr Wachstum !" eröffnete Rübezahl "Nur durch Wachstum werden wir groß. Ich weiß, wovon ich rede." - "Unsinn !" rief Spiderman dazwischen, "Wir brauchen mehr Vernetzung ! Vernetzung weltweit ! Wenn alle vernetzt sind, entstehen Synergieeffekte." - "Was uns in Wahrheit fehlt, " warf Alice ein "sind Visionen. Das Wunderland entsteht allein durch Visionen." fuhr sie fort und biss herzhaft in einen Fliegenpilz. Die Koalitionsverhandlungen verliefen erwartungsgemäß und Jubel erfüllte den Saal. Allein Kastor Kobalt saß abseits und mehr als skeptisch am Podiumstisch. Als er das Wort erhob und sagte "Und jetzt lasst uns Klartext reden !" hörte im Grunde niemand zu, außer Hilfswachtmeister Wittvogel, der alles notierte. Verbittert ging Kastor in den Untergrund und lauschte fortan einmal im Monat Leuten, die Klartext vorlesen. Diesesmal ist es der Klarslamer Falk Dietrich, der vom Wachstum vernetzter Visionen erzählen wird. Und wenn nicht er, dann vielleicht Ihr am offenen Mikrofon.

(28) Oktober 2009
'Der wievielte issn heute ?' Henri schaute auf die Uhr. Nichts als kryptische Zeichen auf dem Display. Wieder mal hatte sich der Decoder abgeschaltet, weil Henri vergessen hatte, sein Time-Cash aufzuladen. Seit der Privatisierung der Uhrzeit kam das oft vor. Dabei war sein Tarif so günstig. Nur 49 Cent je Stunde, zwar nur 3 Minuten Genauigkeit im Basic-Pack und ohne Sommerzeit-Feature, aber Flatrate. Er konnte sooft auf die Uhr schauen, wie er wollte. 24 Stunden lang. Und die waren wieder mal um. Henri ging zum Zeitungsladen. 'Ach richtig. Ist ja auch alles verschlüsselt, seit letzten Monat die Privatisierung der Wörter beschlossen wurde.' Zuerst war das ja noch ganz lustig, weil die beliebtesten Wörter zuerst verkauft wurden und die kleineren Zeitungen mit dem Rest klarkommen mussten. 'Was solls', sagte sich Henri. 'Wenn's dunkel wird, geh ich zu den Untergrundtexten in den NIL.' Da gibt's noch unverschlüsselte Texte, ein Open Mike und Free-Quiz. Er schaute ins Potemonaie. 'Drei Euro Eintritt und 'n Bier ?- reicht. Tja,' dachte er, 'mit der Privatisierung des Geldes hat alles angefangen'.

(27) September 2009
Goldmarie hüpft in den Brunnen und fällt sanft in die Sessel des Untergrundes. Doch schallt alsbald ein Flehen an ihr Ohr. Es kommt von einer Bank. "Raub mich aus ! Raub mich aus !" ruft sie "Mein Geld rumoret mir im Wanste, als wären's lauter Wackerstein." Grad schickt sich Goldmarie, die Strumpfmaske über den Kopf zu ziehen, da tritt ein kleiner grüner Bundeskanzler auf sie zu und raunt ihr ins Ohr: "Höre Marie ! Der Wünsche drei geb ich dir frei, zwei Kreuze nur dein Dienst." Er reicht ihr ein vergilbtes Papier. Doch Im selben Moment öffnet sich ein Fenster im Bankgebäude und Frau Holle schüttelt ihre Socken aus, worauf es Erdnüsse regnet in so endloser Zahl, dass man's gar nicht glauben mag. Doch alles ist natürlich wahr in unseren absolut authentischen Untergrundgeschichten. Hört's Euch an, lest selbst was am Open Mike, prüft Euch beim Quiz, zahlt drei Euro und Goldmarie wird bei Euch sein.

(26) August 2009
Es flog ein Sommersonnenloch, kracht durch ein Kammertannendach, entfacht ein Zimmerbinnenlicht, schlägt auf ein Kummerbrunnenbuch in dem kannst Du dann lesen: Wir sind vier Wörter ohne Sinn und möchten, dass Du uns entnimmst Gehalt und Kraft der Poesie. Und wenn Du es entnommen hast, sind wir so leer wie ein Kokon dem Falter sind entflogen. Doch wozu taugt noch leeres Wort ? Der eine stellt 'ne Blume rein, der nächste füllt es auf mit Wein, ein and'rer nimmt es für die Kippen, ein vierter aber stellt was ab, was lange er schon abstell'n wollt. Das ist das praktische an Lit'ratur und nur Geschreib von dieser Art kriegt Ihr bei uns zu hören, das spart den Müll den oft Geschwätz so hinterlässt. Diesesmal mit besonderem Mitschwätzer: Lesebühnenurahn Hans Duschke, alles andere wie immer, 10 Texte, 1Open Mike, 1 Untergrundquiz, macht zusammen 3 Euro.

(25) Juli 2009
Sicher ist Euch das auch schon passiert. Ganz unverhofft fragt fragt Ihr jemanden, nach dem Wetter, weil Ihr grad kein Radio dabei habt und der Angesprochene erwidert lapidar: 'Ach, gehen Sie doch zu dem Schneemann am Bassinplatz !' Dort angekommen begrüßt Dich das Malmen der Nussknacker, die mandelkernkauend dem Wettschwimmen der Perlmuttern lauschen. Ihr habt Euch einen Mandelkern gekauft, Euch auf eine Bank gesetzt und wart dem Conférencier so unglaublich dankbar. Denn der Euch den Rat gab war ein Conférencier, wie Euch jetzt klargeworden ist oder eine Concierge, aber das wollt Ihr gar nicht mehr so genau wissen. Auch Felix Jentsch werdet Ihr dankbar sein, dem Sieger des Potslam Juli 08, und uns natürlich auch und Euch selbst, dass Ihr gekommen seid.

(24) Juni 2009
Herr König ist tot. Herr Narr trauert. Frau Prinz fasst sich an den Kopf. Jeder macht halt so seins. Jemand schreibt ein Märchen. Darin lebt der König, lacht der Narr und Prinzen fassen sich ans Ohr. Der Kritiker sagt, Märchen lügen. Im Polizeibericht steht, die Leiche des Kritikers ward arg zugerichtet. Ein Text berichtet, der Kritiker ist tot, ein Prinz lacht und Polizisten fassen sich ans Kinn. Wer hat nun recht ? Die Wahrheit ist, es war ein Lesebühnentext aus eingehauchtem Mundgeruch siebenköpfiger Drachenrachen im Untergrundschlund, jener Essenz abseitiger Dichtkunst dritter Art, gezeugt im Liebesakt zwischen Märchen und Polizeibericht. Authentische Beispiele zahlreich am Freitag im NIL-Keller. Mitschreiben ist erlaubt, Kritik überflüssig, 3 Euro mitbringen Ehrensache, am Open Mike was vorlesen die Krönung. Herr König dankt.

(23) Mai 2009
Wenn inmitten lauer Frühlingsdämpfe die Brunstschreie der Sumpfunken sich mit dem Balzgurgeln des gemeinen Wasserhahns zu einer Sinfonie übernatürlicher Gobelins verwebt, sieht man im Hain die Wiesenschnupfe ihr Gelege wenden und hier und da beginnt eine Rotte Heckendachse mit dem Verlegen der Spätkartoffeln. Die Zeit der Natur bricht an, die des Menschen ist vorbei. Scharenweise flieht er hinab in den Untergrund und singt dort das alte Lied: "Dem Magma ein Stück näher." Auch Ihr seid eingeladen in das letzte Refugium einer Kultur, die weder Kunst noch Honigtau zu sein scheint. Lauscht dem melodiefreien Minnesang dreier unlauterer Männer und dem melodiösen Pausengeräusch von plastenen Scheiben. Drei metallene Euros öffnen Euch die Tür und das offene Mikrofon wartet auf Euer Dichtwerk.

(22) April 2009
Bauerngleich des literaten Spaten in Hirnes Furchen gräbt. Saatsäende Tat bereitend wallt Dichters Traum vom goldenen Korn. Sonnenreife Ideen des Weltglücks zu Gallonen gefüllt in Säcke. In China fielen sie um. Der Dichter weint. Fassungslos verfasst er Tragödien. Doch fern jeder Sonne hinter den sieben Türen und zwei Euro Gebühren in des Kellers Untergründen verheitert alle Tragik, denn nur der Tag wird Nacht und Ewigkeit verebbt bei nagelneuen Texten, die extra wir schrieben für Euch und des Freitags verlesen werden. Vielleicht singt Konrad ein Lied, Mira legt auf, Kolja überrascht uns. Eure Aufgaben sind nur: zuhören, beim Quiz gewinnen und wohlfühlen. (Open Mike für Selbstgeschriebenes gibt's natürlich auch).

(21) März 2009
Wir können es wohl nicht mehr verhindern. Die gewaltigste Klimaerwärmung diesen Jahres rollt unbarmherzig heran. Nur nächtens noch nutzten letzte Eispartisanen die Dunkelheit, zur Sabotage unserer Sichten durch Autoscheiben und zitternd zog mancher den Schal wieder aus der Waschmaschine. Denn in Wahrheit wollen wir Wärme, würden wohl kaum sonst so viel Zeugs ins Leben uns laden, positives wie negatives, aus dessen Spannungen Ströme fließen, uns Herz und Hirn zu heizen. Kühlem Kopf nämlich misslingt die Vertoastung von Sinn, unabdingbar für Texte im Untergrund. Ursus Meier kann ein Lied davon singen, tut er aber nicht. Lesen wird er wie wir, und vielleicht Ihr am Open Mike. Mitzubringen 2 Euro, 2 Ohren, Quizwissen und Durst.

(20) Februar 2009
Nachdem die Menschen das Aufhören verlernt haben, so berichten Experten, geraten mehr und mehr auch Defizite im Zuhören in die sozialen Brennpunkte. Und selbst das wachsende Engagement des Innenministeriums trägt kaum noch zur Kompensation bei. Dagegen bieten wir in einem nur dreistündigen Zuhörseminar ein komplettes Update Ihrer Listen-Power mittels der innovativen Voice-over-Air-Technology. Werden auch Sie Member des weltweiten Mouth-to-Ear-Networks. Gastdozent Anselm Neft wird das pneumokompressorische Prinzip des Acoustic-Postings am Beispiel der Berliner Luft erklären. Datenraten gibt's im Untergrundquiz, und wer dann immer noch was sagen will, trete an's offene Mikrofon.

(19) Januar 2009
Es gibt zu viel Kälte in der Welt. Frost hat sich angestaut. Viele haben das oft schon kritisiert. Doch was tun, wenn das Eiszapfen nicht gelingt und ein Zitterspiel erklingt ? Wie kommen wir raus aus unserer Gänsehaut ? Warten bis das Bier gefriert ? Nein ! Und dreimal nein ! Denn nur dreieinhalb Thermo-Meter unter der Oberfläche Potsdams beginnt der Untergrund, seit jeher Asyl für Freunde warmer Worte, wohltemperierten Humors und hoch-gradiger Zuhörigkeit. Lea Streisand kommt aus Berlin und wird das Eis brechen. Konrad Endler, Mira Jones und Jobst schieben dann die Schollen beiseite. Texte gibt's, ein Quiz, ein Open-Mike und alles, was das Herz erwärmt.

(18) Dezember 2008
Der Urgrund des Untergrundes verliert sich in den Hintergründen seiner Herkunft und gluckst rumorig aus den Wurzeln seiner Quellen. Doch wie könnten wir über das Verhältnis von 'Ich' und 'Unter-Ich' texten, wenn nicht der Papierpiloten Propellerjet vor genau 4 Jahren in Potsdam den vermeintlichen Segen der Alphabetisierung mittels der Kunst des Vorlesens dem Unnutz preisgegeben hätte. Nun also gedenken wir, den Weihnachtsmann Bier holen zu schicken und stattdessen Ex-Copapierpiloten Marc-Uwe Kling einen Dreitagebart umzubinden, um Euch die Illusion zu bescheren, dass alles mal schöner war. Für nur einen Doppeleuro gibt's das Beste von Früher und Gestern. Wer nicht kommt, wird vom Quiz ausgeschlossen und am Offenen Mikrofon verhöhnt.

(17) November 2008
Wir sammeln für eine Bank. Noch ist nichts verloren, also macht mit ! Wir brauchen noch Holzlatten, Stahlprofile und Farbe. Schwarze wäre gut, denn Freitag treffen wir uns im Untergrund zum Finanzblasenaufstechen - rein textlich natürlich. Wer einen Bürgen kennt, bringe ihn mit. Auch Ein- An- Aus- und Umlagen sind willkommen, mindestens jedoch drei Euro. Bei- Unter- Auf- Ab- und Wetterlagen sind optional, aber freiwillig, denn es ist genug zu trinken da. Unser Investor heißt Spider, einer der bekanntesten Surfpoeten, LSDnik aus Überzeugung und Showmaster aus dem Arbeitslosenpark. Wir lesen aus unseren lustigsten Wertpapieren und Abschreibungen. Gewinne erzielt man nur beim Quiz und Verlautbares am Open Mike.

(16) Oktober 2008
Deutschland ist mal wieder volljährig. Zeit zum Ausziehen. Da wollen auch wir nicht ins Abseits und gedenken dem Tag der Wiedergeburt. Die Regeln der heiligen Reinkarnation besagen ja, wer im früheren Leben viel Gutes tat, darf in's Fell eines zarten Zobels, oder taffen Tigers schlüpfen. Doch es scheint nur ein Schafspelz geworden. Anlass genug, nach achtzehn Jahren des Wiedergangs, Rückschau zu halten und zum Arbeitsamt zu gehen. Offene Stellen für Länder sind rar. Soll man umschulen auf Schlaraffenland ? Wir sagen 'JA' und mehr nicht. Stattdessen erwarten Euch cirka neuneinhalb rundum volljährige Texte, vielleicht auch zehn, wenn sich wer ans Offene Mikro traut. Pause und Quizz gibt's gratis. Der Rest kostet 3 Euro plus Spesen.

(15) September 2008
Wir behaupten: Der September steht im Zeichen des Fuchses, und es ist kein Zufall, dass der Fuchs für die Wahl zum Tier des Monats nominiert wurde. Durch seinen Bau symbolisiert er die Immobilienbranche und öffnet gleichzeitig gegenüber dem Hasen ein Spannungsfeld, wie es kontrapunktischer nicht sein kann. Wer das verstanden hat, wird begreifen, weshalb wir über den Fuchs keine Geschichten schreiben, zumindest nicht im September. Unsere Miniprosa greift die wirklich wichtigen Themen auf, oder anders formuliert: Es wird ein lustiger Abend. Es gibt garantiert fuchsfreie Texte von Bohni (A.K.) und Jobst, Lieder von Elis, einen noch unbekannten Gast, ein Quiz und die Möglichkeit , am "Offenen Mikrofon" eigenes zu Gehör zu bringen.

(15) August 2008
Klimaforscher warnen: Die Größe des Sommerloches nimmt täglich zu. Erste Schaulustige wurden bereits gesehen. Nun gilt es, Reinfälle zu verhindern. Jeder, der ein Stück Sommer mit nach Hause genommen hat, wird gebeten, dieses umgehend wieder zurückzubringen. Markolf Hoffmann vom Berliner "Stirnhirnhinterzimmer" wird Euch vorlesen, warum. Konrad und Jobst werden ihm wortreich zustimmen. Ihr werdet drei Euro bezahlen und Spaß haben. So wird es sein. Doch, wird.

(14) Juli 2008
Das Ministerium für Hoch- und Tiefdruck teilt mit, dass für den Abend des 18.Juli eine Hitzewelle mit unerträglichen Temperaturen anberaumt wird. Die Bevölkerung wird gebeten, sich in bereitgestellte Kühlräume zu begeben. Für die Region Potsdam steht dazu ab 20:30 Uhr der NIL-Keller bereit. Ivo Lotion ( LSD-Berlin ) wird Euch jeden Text von den Zetteln ablesen und einen Film über Satelliten zeigen. Aus zuverlässigen Quellen, berichtet die Theke, wird hinreichend Kühlflüssigkeit sprudeln. Am "Offenen Mikrofon" gibt es Raum für eigene Wetterprognosen.

(13) Juni 2008
Was bedeuten solche Wörter wie Fußball, Tor oder Abseits im Althochdeutschen ? Ist im Zentrum des Fußballs ein schwarzes Loch ? Was bewirkt ein Eckstoß aus Sicht der Hirnforschung ? Wer zu uns in die Untergrundtexte kommt, wird das alles möglicherweise gar nicht mehr wissen wollen. Denn wir lesen therapeutische Texte gegen, für, um und jenseits des Fußballs. Zwischendurch feiern wir Jahrbiläum und freuen uns über alle Geschenke in Textform, wie Huldigungen, Hymnen und Oden. (!!! ausnahmsweise nicht im NIL !!!)

(12) Mai 2008
Wir lieben den Mai und sicher liebt der Mai auch uns. Und Berlin lieben wir natürlich auch, denn da wohnen so viele, liebe Geschichtenvorleser, die wir alle nacheinander zu uns einladen können. Diesesmal bitten wir Mareike Barmeyer in den Keller. Wenn wir sie ganz lieb bitten, wird sie uns aus dem tristen Metropolenalltag das lustigste und schrägste vorlesen. Auch Konrad Endler, Mira Jones und Jobst liebäugeln mit den 3 Euros die ihr uns mitbringen werdet und das offene Mai-krofon mit Euren Beiträgen.

(11) April 2008
Im Frühjahr, so haben Wissenschaftler herausgefunden, reagiert das menschliche Ohr besonders sensibel auf literarische Reize. Als mögliche Ursache wird das Absetzten von Pudelmützen diskutiert. Daher halten wir Michael Ebeling für den geeigneten Lesegast, um uns (Konrad, Mira, Jobst) am 18.April zur Seite zu stehen. Wir werden Euch Fragen stellen und Antworten geben. Ihr werdet uns Euer Ohr leihen, 3 Euro schenken, und vielleicht am Open Mike den Frühling lobpreisen.

(10) März 2008
Welcher andere Tag, als der Freitag wäre besser geeignet, sich unterhaltsame Texte vorlesen zu lassen. Wenn dieser Freitag zudem noch im Kalender rot angemalt ist, und folglich weder Arbeits- noch Studienstress die geistigen Kräfte zehren konnten, sollte der Genuß vollkommen sein. Vom Ernst des Lebens und des Freitags verfolgte finden bei uns im Untergrund Asyl für einen Abend. Thilo Bock (Dichter als Goethe) wird den Anschein von Seriosität wahren und Kolja Reichert (Lesedüne) den Anschein von Jugendlichkeit. Unser Karfreitagsangebot: 'nur drei Euro bezahlen und für vier Euro Texte hören'. Wer sich den begehrten Platz am offenen Mikrofon reserviert, kommt umsonst rein.

(9) Februar 2008
Gibt es tristeres als den Februar ? Nicht einmal herabfallende Blätter lassen sich herab, uns die miese Laune zu rechtfertigen. Das Studierendenvolk geht in Klausur und Depression. Es sind Plätze frei geworden in der ersten Reihe. Also ist beste Zeit zu lauschen, was uns in den letzten drei Wochen an Geschreib so eingefallen ist. Wir werden es nämlich vorlesen. Nichts zu tun für Euch, als mit 3 Euro in der Hand an die Kellertürtür zu klopfen. Auch Robert Nauman, der beste Geschichtenausdenker zwischen Karow und Pankow wird sich aus der Chaussee der Enthusiasten zu uns in die Gewölbe flüchten. Offenes Mikrofon und Quizz gibt's natürlich gratis.

(8) Januar 2008
Wir blättern das Jahr um und lesen weiter. Und was lesen wir da ? Erraten: natürlich Unterhaltsame, kurze Texte mit und ohne tieferen Sinn. Ein kleines Quiz gegen Demenz und ein offenes Mikrofon gegen Passivitis gibt's auch. Für Hyperaktive wird im Anchluß etwas Hüpfmusik aufgelegt. Maik von der berliner "Lesedüne" soll diesesmal für Kontrast sorgen und natürlich Ihr für ein volles Haus.

(7) Dezember 2007
Wir schenken uns die Surfpoeten. Eingewickelt und mit Schleifchen drum werden sie sie fast pünktlich zwischen den Lebkuchenherzen unterm Tannenbaum liegen. Aber auch Euch wollen wir sie schenken. Euch, die Ihr uns im Untergrund die Treue gehalten habt oder halten werdet. Wer drei Euro übrig hat, um in die historischen Gewölbe des NIL-Kellers zu gelangen, kann dort sein Geschenk einlösen und kostenfrei unterhaltsamen Texten lauschen, die man sonst nur im fernen Muddclub hören kann (wo auch das Bier viel teurer ist). Mit der Musik meinen wir es diesmal ernst, denn Lieutenant Surf legt zu traditionellen Surftänzen auf.

(6) November 2007
Hier gibt es noch Geist im Keller, und nicht nur in Flaschen. Betroffenheitsfrei verlassen wir oberirdische Trübsal. Die Welt ist so schön, wie wir sie uns lesen. Beratend tätig wird diesesmal Uli Hannemann (Liebe statt Drogen). Konrad Endler beendet seinen Lesestreik und auch Jobst begibt sich symbolisch an den Verhandlungstisch. Wer sonst noch was zu sagen hat, der trete ans offene Mikrofon. Grundgebühr sind drei Euro. Gegen Aufpreis werden Getränke verabreicht.

(5) Oktober 2007
Tief in den Gewölben der Communs, geschützt vor UV und anderen Strahlen, werden pigmentfreie Lesereien untergründig die Welt reflektieren. Inspirative Nähe zum Erdkern suchen wie (fast) immer Konrad Endler, Mira Jones, Jobst und als Gast des Monats: Bohni aus Berlin. Das Goldene Mikrofon, der Wanderpokal für Selbstleser wartet sehnsüchtig auf Mutige, die sich an's Open Mike trauen.

(4) September 2007
Aus dem fernen Lande Wedding ist ein stadtteilberühmtes Lese-Ensemble zu seiner ersten Potsdamtournee aufgebrochen. Die "Brauseboys" sind zu Gast im NIL. Im Gepäck neben allerlei unernsten Textualien auch Paul Bokowski als Stargast unter Stargästen. Alles andere bleibt wie gewohnt: Professionelles Publikum, umsatzfördernde Preise und unheimelndes Ambiente.

(3) August 2007
Gong zu Runde drei in den Gewölben der Communs. Mit kurzweiligem Wortgewäsch wird berieselt, wer bereit ist, sich von drei seiner Euros zu trennen. Unser Gast ist Stephan Zeisig von der Chaussee der Enthusiasten, der in Potsdam nach seinen Wurzeln sucht. Für ausreichend Schräge sorgt Konrad Endler, Jobst achtet wieder auf die Symbolkraft und das offene Mikrofon lädt zum selberlesen.

(2) Juli 2007
Nach dem, für Potsdamer Verhältnisse furiosen Start im Juni, gibt es nun jeden Monat eine Lesebühne im NIL. Unterhaltsame Lesekost in kleinen Portionen wird serviert. Erneut am Textausschank die Papierpiloten (Konrad Endler, Mira Jones) und Jobst. Unser Gast ist diesesmal der "Textaufschreiber, Geschichtenvorleser und Liedervorlaller" Thilo Bock. Teilnahmebedingung ist lediglich die Übergabe von drei Euro an die NIL Kasse.

(1) Juni 2007
Endlich gibt es wieder eine Lesebühne in Potsdam. Wenn alles klappt, wird es jeden Monat unterhaltsames Textwerk im NIL geben. Die legendären Papierpiloten (Konrad Endler und Mira Jones) gestalten den Auftakt. Mit dabei Dan Richter (Chaussee der Enthusiasten, Kantinenlesen).